Podium Porträt Nr. 126 Harald Friedl

Geboren am 2. August 1958 in Steyr. Seit 1993 freischaffend (Musik, Literatur, Film).


Auszeichnungen u.a.: 2020 Alois-Vogel-Literaturpreis; 2021 Publikums-preis beim Internationalen Pelicam Filmfestival, Rumänien.

 

Zahlreiche Bücher: zuletzt: Norbert Silberbauer. Ausgewählte Gedichte & Prosa. (Herausgeber, gemeinsam mit Barbara Neuwirth), Podium Porträt 46, Wien 2009. Weiters Audio-CD /Liedtexte und Libretti.

 

Dokumentarfilme (Buch und Regie, Auswahl):

Mein Leben als Apfelbaum (AT 2012, 74’)

What Happiness Is (AT 2012, 88’)

Brot (AT/D 2020, 94’).


In Produktion: Steyr. Kinodokumentarfilm über die Transformation der Fahrzeugindustrie. 24 Stunden. Porträt einer 24-Stunden-Helferin. Kino-starts 2024.  

Leseprobe

 

HEAZTON

Tiaf in mia wüü schlogn für imma
a mächtiga Ton ohne Licht, ohne Schlof.
Tiaf in mia wüü klingen für imma,
nimmamea aufhean, imma dabei sein.
Woiza und Blues, Chanson und Jazz.

Bessa vabrennen ois koit voa da Zeit.
De Lust wüü los, da Heazton treibt.
[Rennen!] I hob nix zum gebm
[Fliagn!] außa mei gaunzes Lebm.
Heazton wüü schlogn für imma,
de Lust, de wüü rennen, da Heazton dea treibt.
Bessa vabrennen ois koit voa da Zeit.

Über mia soi scheinen für imma
de glühende Sunn, da schimmande Mond.
Über mia soi leuchtn für imma,
nimmamehr aufhean, imma bei mia sein.
Woiza und Blues, Chanson und Jazz.

[Rennen!] I hob nix zum gebm
[Fliagn!] außa mei gaunzes Lebm.
Harzton wüü schlogn für imma.
De Lust, de wüü rennen, da Heazton dea treibt.
Bessa vabrennen ois koit voa da Zeit.
 

*

ORANGE                                                        

De Leid san riesngroß
und olle Gsichta san rund.
Hände schtreichn mei Hoa,
i schpür no guad, wia des woa.
Mit mia is da Mond überoi hin schpaziert.
Domois, ois de Sunn kloa wia a Orange woa.

A Madl locht me au aun
an Schtrauch voi reife Himbeern.
Ihre Finga pickn vom Soft,
ia Mund is rot vaschmiat.
I zoag ia, wie ma Beern zoat va de Zweige ziagt.
Domois, ois de Sunn kloa wia a Orange woa.

De Tog woan endlos laung
und Amerika woa ned weit.
Olle Leid woan ma guad,
es woa mid an jedn a Freid.
De Winta woan so schee, es hod fette Flockn gschneit.
Domois, ois de Sunn kloa wia a Orange woa.
 

*

VOI GLONDT                             

Voi glondt, noh bei dia.
Ziagn se festa zuwa, dass ma d’ Beich bessa schpian.
Lippm flippm umeinaund, mia schnaufm unsre Hoa.
Schmia mi mid dein Gruuch ei, weis no nie wo bessa woa.
I ziag ma deine Finga tiaf in mein Mund,
loss wieda außa, valaung noch deina Zung.
Mia vagöttan unsa Gschau, in deara Wööd findt ma ois.
Mei Schenkl in deina Nässn und du beißt in mein Hois.

I kreis um deine Knospm, wüü tiafa nippm.
Ziag mei hoate Zung zwischn deine nossn Lippm.
Schwimm üwa dein Bauch, tauch in deina Oxlhööln.
Sink aun dia owi, trink aus deina kloan Quöön.
I schliaf in di eine, mia passn so guad ineinaund.
Schpea mi festa ei, i blia auf aun deina Waund.
Versink in dein Blick, de Zeit heat se auf.
Ois aun dia is offm und des füll i mid mia aus.

Du schtemmst di va mia wegga, damit i tiafa kimm.
Mei Schpitzn vibriat aun dein innaren Ring.
Mia rian se nimma vüü, lossn ‘s siarig weidatreibm,
de hoaglichn Schtickl festa auneinaunda reibm.
Dei Kumma übaschwemmt mi, lauta Blitz, so gröö.
Löös mi in dia auf, vagiaß mi in dei Söö.
Des Schnaufm schtockt, ois hoidad ma zum Schrein au –
mia hoidn ‘s drinnan, lossn ‘s gaunz gaunz leise aus …
Jo, so woas!

 

*


AUM SCHTANDL VA DE VALOARENEN SÖÖN         

Wea frogt scho noch, wia host ‘as vabrocht de Zeit bis dohea?
Woas ‘d nua ums Eck oda weida weg?
Wo host eam zeascht grochn, den Gruuch,
dea den schbodn Gusta weckt
obs ‘d an Hunga host oda net?   

Dohea kaunnst kumma mid Maschal,
mit Pööz und an Taschal oda vaschlissn wia da Sandla Sepp.
Obs ‘d schee bittst oda frech bist,
du wiast nua schnöö ogschbeist.
Freindlich bedient wiast do net.

Olle schtöön se au, ois gangad ‘s goa ned um de Wuascht.
I bestöö a Weiße mid Kren und vüü Senf.
A jeeda kaut schtumm
aun seine Sömmezeechn ummadumm
aum Wiaschtlstaund va de valoaranen Söön.

Und es gibt immer oan, dea in de Mistküwen schtialt,
dea bei de oan schnorrt und dea de aundan vafluacht,
dea mid koan mea reedn wüü,
weil a va olle gnuag hot,
dea schtänkat, weil a wen, dea eam zuaheat, suacht.

A Jesus wüü des Brot und de Wiaschtl vamean.
Ea bedt und predigt, owa koana wüü hean.   
A Maria Magdalena scheint so Allüren guad zu kenna
und wia ‘s eam owabringt, waunn a se aufregt.   
Es dauat ned laung, dass a mid hängadn Kopf
aun sein oidn Kreiz wieda obmhängt.

„Mephisto, Mephisto, hee, kumm amoi hea!
Sog, wos hoitst denn du va dem Gschea?“
Er sogt: „Waast ee, i bin a Teu va deara Kroft,
de wos des Beese wüü, owa des Guade schofft.”

Jetzt kenn a mi aus!
I hob me vaiat
in mein eigenen schottign Liad.

Aum Schtandl va de valoarenen Söön.

 

*

SCHEE SOI ‘S NOCHHEA GEWESN SEI

Maunchmoi wüü i do sei, a aundas Moi guad vaschteckt.
Maunchmoi wüü i weit geh, a aundas Moi liawa weg.
Amoi do traam i, dass ois, wos kumma wiad, scho woa
und waunn i munta wead, fühl i mi wohl, wei ois is kloa.

Maunchmoi do renn i, bis i umfoi und nimma kau.
Maunchmoi geh i in de Luft und dafaung mi wieda iagendwaunn.
I loss es bliatn, waunn i woaß, wieso? Za woos?
So laung i s’ richtige Gschpia hob, wos i moch oda bessa loss.

Nua schee soi ‘s nochhea gwesn sei!
Schee soi ‘s nochhea gwesn sei!

Heit schreib i mei Testament, moagn schreib i a Gedicht.
Heit brauch i de pralle Sunn, moagn nua mei Augnlicht.
Und bin i überdraat vor lauta Hin und Hea und Woin,
daunn wean de Freind do sei, de mi gmiadlich owahoin.

Wei schee soi ‘s nochhea gwesn sei!
Schee soi ‘s nochhea gwesn sei!

Maunchmoi meakt ma söwa net, wia guad ‘s aan grod geht.
Schood, oft meakt ma söwa net, wia guad ‘s aan geht.

 

Harald Friedl: Ausgewählte Gedichte. Hgin: Erika Kronabitter. Vorwort: Birgit Schwaner, 64 Seiten, 1 Abb., Euro 6,-. Podium (Podium Porträt 126), Wien 2023. ISBN 978-3-902886-78-1

 

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